Broadband TV News sprach mit Dr. Johann Mika, Chief Innovation Officer der ORS Group, über die neuesten Entwicklungen und Zukunftsperspektiven im Bereich 5G Broadcast. English
Herr Dr. Mika, die ORS Group und Ateme haben kürzlich den weltweit ersten Test eines IP-basierten StatMux über 5G Broadcast angekündigt. Was genau bedeutet das für die 5G Broadcast-Technologie?
Der Test ist ein großer Schritt nach vorne für 5G Broadcast. Zum ersten Mal haben wir ein statistisches Multiplexing, kurz StatMux, in eine IP-basierte Umgebung integriert, die über 5G Broadcast betrieben wird. Mit dieser Technologie können wir die Kapazität für Live-Streaming-Dienste deutlich erhöhen, indem wir mehrere Dienste im selben Frequenzband übertragen, ohne dabei die Videoqualität zu beeinträchtigen.
StatMux wird diese Woche auch bei der IBC in Amsterdam gezeigt. Können Sie uns mehr über die Technologie erzählen?
Wir haben die NextGen StatMux-Technologie von Ateme verwendet, einem weltweit führenden Anbieter von Videokomprimierungs- und -übertragungslösungen. Diese Technologie wurde speziell für die neuesten Rundfunkstandards von 3GPP, DVB und ATSC entwickelt und ermöglicht den Übergang von einer herkömmlichen Transportstrom-Umgebung zu einer IP-basierten Umgebung. Bei unserem Test in Wien haben wir diese Technologie erfolgreich in unsere 5G Broadcast-Plattform Nakolos integriert und konnten die Übertragung und den Empfang des gemultiplexten Signals von fünf verschiedenen Fernsehkanälen demonstrieren.
Warum ist dieser Schritt für den 5G Broadcast-Markt so wichtig?
5G Broadcast ist eine innovative Technologie, um lineares Fernsehen auch auf mobilen Geräten zu ermöglichen. Die Herausforderung für Broadcaster besteht darin, die begrenzte Bandbreite effizient zu nutzen – insbesondere in den UHF-Kanälen, die für terrestrisches Fernsehen reserviert sind. Die StatMux-Technologie ist hier entscheidend, da sie im Vergleich zu bestehenden Lösungen eine Effizienzsteigerung von bis zu 20 Prozent ermöglicht und somit die Bereitstellung von zusätzlichen Fernsehkanälen im selben UHF-Kanal erlaubt.
Welche Auswirkungen könnte diese Entwicklung auf die zukünftigen Geschäftsmodelle der Rundfunknetzbetreiber haben?
Der Test hat gezeigt, dass die Spektrumeffizienz durch den Einsatz von 5G Broadcast gesteigert werden kann. Dies könnte für die Zukunft von Rundfunknetzbetreibern, die auf 5G Broadcast setzen, entscheidend sein. Es wird ihnen ermöglichen, eine breitere Palette von Diensten mit optimaler Erlebnisqualität anzubieten. Wir sind begeistert von den Ergebnissen und freuen uns darauf, diese innovative Lösung gemeinsam mit Ateme weiter zu testen und zu entwickeln.
Die europäische 5G Broadcast-Taskforce hat kürzlich ein neues 5G Broadcast-Empfängerprofil zur Prüfung freigegeben. Was bedeutet dieser Schritt für die Einführung von 5G Broadcast in Europa?
Auch das ist ein weiterer Meilenstein für die 5G Broadcast-Technologie in Europa. Das neue Empfängerprofil wird Unternehmen im gesamten Broadcast-Ökosystem helfen, sich auf die Einführung von 5G Broadcast-Diensten vorzubereiten. Es stellt sicher, dass die technischen Anforderungen für Endgeräte wie Smartphones vereinheitlicht werden, um die Kompatibilität in ganz Europa zu gewährleisten. Ein einheitliches Empfängerprofil macht es für Chipsatz- und Gerätehersteller einfacher, diese Technologie zu unterstützen und in ihre Entwicklungspläne zu integrieren. Es ermöglicht ein nachhaltiges Geschäftsmodell für Rundfunkveranstalter und Rundfunknetzbetreiber und ist die Grundlage für eine erfolgreiche Markteinführung.
Welche Rolle spielt die ORS Group in dieser Initiative?
Die ORS Group ist Teil der europäischen Arbeitsgruppe, die sich aus Mitgliedern der European Broadcasting Union (EBU) und Broadcast Networks Europe (BNE) zusammensetzt. Gemeinsam mit anderen führenden Rundfunkanstalten und Infrastrukturbetreibern aus Frankreich, Italien und Deutschland haben wir an der Entwicklung dieses Empfängerprofils gearbeitet. Unsere Rolle bestand darin, unser Know-how im Bereich 5G Broadcast und unsere Erfahrungen aus den laufenden Tests in Wien und anderen europäischen Städten einzubringen.
Wie sind nun die nächsten Schritte, nachdem das Empfängerprofil bei der 5G-MAG eingereicht wurde?
Das Profil wird nun von der europäischen Rundfunkindustrie geprüft und kommentiert. Unser Ziel ist es, das Profil in die nächste Version der ETSI-Spezifikation aufzunehmen, um die europäischen Anforderungen klar zu kommunizieren und die Hersteller zu ermutigen, das Profil in ihre Produkte zu integrieren. Dies wird den Weg für die Einführung von 5G Broadcast-fähigen Geräten auf dem Markt ebnen.
Welche Vorteile bietet diese Technologie dem Endnutzer?
User:innen können ihre Lieblingssendungen jederzeit unterwegs abrufen, ohne sich Gedanken über Netzabdeckung oder Datenkosten machen zu müssen. Durch die Vereinheitlichung der Anforderungen können wir sicherstellen, dass die Endgeräte in allen europäischen Ländern reibungslos funktionieren.
Wie sehen Sie die Zukunft für 5G Broadcast in Europa?
Die Zukunft ist sehr vielversprechend. Wir erwarten, dass 2025 in fünf Großstädten in Italien 5G Broadcast „on air“ gehen wird, was die Entwicklung weiter beschleunigen wird. Mit der Unterstützung der gesamten Branche wird 5G Broadcast bald eine breite Akzeptanz finden.
Weitere Informationen
Auf der IBC 2024 wird Dr. Johann Mika im Rahmen des IEEE BTS Panels an einer Diskussionsrunde zum Thema „5G Broadcast Implementation“ teilnehmen, bei der Branchenführer den Stand der Umsetzung und das Potenzial von 5G Broadcast in verschiedenen Regionen und Ökosystemen erörtern werden.
WANN: Samstag, 14.09.2024, 10:00 – 13:00 Uhr
WO: IBC 2024 I Main IBC Conference I Conference Center, Room E102
ORS Group und Nakolos auf der IBC 2024 in Amsterdam
WANN: 13.-16.09.2024
WO: ORS Group und Insys Video Technologies:
Stand 5.H97, Hall 5 – Content Everywhere
Nakolos:
Stand 7.P46, Übergang zwischen Halle 7 und Halle 8